KALLMÜNZ (sr). Diese geschichtlichen Ereignisse nimmt der Markt Kallmünz, zum Anlass, um im April 2025 eine Reihe von Gedenkveranstaltungen durchzuführen.

Beauftragt mit der Organisation des Gedenkens, haben sich rund um den Ortsheimatpfleger Stephan Stoiber, interessierte Privatpersonen, Künstler und Ortsvereine aus Kallmünz (Bergverein, Freunde von Altkallmünz, KulturEck und MOSAIK) zu einem offenen Organisationsgremium zusammengefunden. Unterstützt wird die Gruppe durch den Historiker Erwin Hadwiger aus Oppersdorf. Dieser forscht seit vielen Jahren zum Thema „Elendsmärsche“.
Angesprochen auf den Hintergrund der Veranstaltung erklärt der Ortsheimatpfleger Stephan Stoiber:
Wie in vielen Orten in ganz Deutschland hat der 2. Weltkrieg auch in der Gemeinde Kallmünz deutliche Spuren in den Familien und im Ort selbst hinterlassen.
Viele Familienväter, Söhne und Brüder waren zum Kriegsende an einer der Fronten im Einsatz. Viele Familien hatten Väter, Söhne oder andere Familienmitglieder im Krieg bereits verloren, viele Angehörige waren verwundet oder traumatisiert nach Hause zurückgekehrt. Frauen kämpften täglich darum, eine warme Mahlzeit auf den Tisch zu bringen und irgendwie ihre Familie über Wasser zu halten. Immer mehr alliierte Tiefflieger näherten sich Kallmünz und verbreiteten Angst und Schrecken unter der Bevölkerung.
In diese Zeit fällt es auch, dass ein überforderter Lagerkommandant des KZ Hersbruck den Befehl zur Evakuierung des Lagers vor der anrückenden US-Armee gibt.
Die ersten und schwächsten Häftlinge verlassen das Lager Hersbruck noch Anfang April 1945 mit einem Zug in offenen Wägen Richtung Süden mit Ziel Dachau. Im Weiteren folgen an den nächsten Tagen fünf Fußgruppen mit je ca. 600 Häftlingen und ca. 200 Bewachern. Der Weg dreier dieser Gruppen führte von Hersbruck über das Lauterachtal nach Schmidmühlen und weiter nach Kallmünz. Hier übernachteten diese Gruppen, streng bewacht und abgeschottet von der Bevölkerung an verschiedenen Tagen am Schmidwöhr zwischen Naab und Vils, bevor die Gruppen weiter Richtung Regensburg getrieben wurden.
Erwähnt werden sollte auch, dass in dieser Zeit nicht nur diese KZ-Häftlinge aus Hersbruck, sondern auch Kriegsgefangene Soldaten verschiedener Nationen bei ihrer Verlegung, z.B. aus dem Kriegsgefangenenlager Hohenfels, immer wieder durch die Gemeinde Kallmünz gekommen sind.
Kurz vor Kriegsende wurde in Kallmünz gegen den Willen der Bevölkerung, von einer Gruppe der abrückenden Wehrmacht ein Teil der Alten Naabbrücke gesprengt und die Alte Mälze in der Mulzgasse in Brand gesteckt.
Diese Ereignisse sind die Grundlage für, uns eine Gedenkveranstaltung zu organisieren, so Stoiber. Und weiter berichtet er, „Geschichte tut manchmal auch weh“. Wenn man an Kallmünz denkt, denkt man zuerst an unsere schöne Natur, an die schönen Häuser und an die romantischen Bilder der Künstler welche Kallmünz gerne und häufig besuchten.
Doch in der langen Geschichte des Ortes war es eben nicht immer nur friedlich und romantisch. Das anschaulichste Beispiel hierfür ist wohl das Wahrzeichen schlechthin in Kallmünz, unsere Burgruine.
Und doch tut auch ein schmerzvoller Rückblick in unsere Geschichte manchmal gut, um uns aufzuzeigen, in welcher angenehmen und friedvollen Zeit wir hier in Deutschland leben und wie gut es uns eigentlich geht.
In welchem Rahmen soll das Gedenken stattfinden?
Zum einen ist angedacht, eine Ausstellung im Alten Rathaus mit Bildern des KZ-Überlebenden und Todesmarschteilnehmer Georg Hans Trapp, ergänzt durch Skulpturen von zeitgenössische Künstlern zu organisieren. Die Ausstellung wird vom KulturEck organisiert. Ebenfalls sollen sich die Besucher des Alten Rathauses zum Thema „KZ Hersbruck“ informieren können.
Des Weiteren soll ein Mahnmal, welches an den Todesmarsch erinnert, von Kallmünzer Künstlern der Künstlergruppe MOSAIK gestaltet werden.
Höhepunkt des Gedenkens, wird am Samstag, den 12.04.2025 ein Gedenkabend im Saal des Verwaltungsgebäudes in Kallmünz sein.