Projekt „Bürgerpark“ am Schmidwöhr Kallmünz von den Bürgern gewünscht?

LOKAL sprach mit dem CSU-Ortsvorsitzenden Johann Rinner

KALLMÜNZ (lz). „Nichts darf umgesetzt werden, was dem Hochwasserschutz schaden könnte“, diese Aussage hat für die Kallmünzer Gemeinderäte von FLKU, CWG und CSU oberste Priorität.

Bei allen geplanten Maßnahmen am Schmidwöhr, wo nach dem Willen der Freien Wähler, von SPD und den Grünen ein sogenannter Bürgerpark entstehen soll, dürfe der Hochwasserschutz nicht vernachlässigt werden. Deshalb äußert Johann Rinner, Ortsvorsitzender der CSU Kallmünz, einige Bedenken. Auch Bürgermeister Ulrich Brey (CSU) möchte keinesfalls, dass die im Hochwasserfall betroffenen Bürger/innen beeinträchtigt werden. Seit vielen Jahren schon hat für Brey der Bau eines Kinderspielplatzes im „Inneren Markt“ Priorität, und er ist „an bestimmten Stellen“ auch am Schmidwöhr realisierbar, so erklärte der Bürgermeister gegenüber LOKAL. Für Brey ist allein der Bürgerwille entscheidend.
Die Bedenken der CSU bezüglich des Hochwassers haben sich jetzt erst wieder als begründet erwiesen – erst Schneefälle und dann Tauwetter ließen im Januar 2021 die Pegelstände in die Höhe schießen. Es ist wahrscheinlich, dass in Zukunft durch die Auswirkungen des Klimawandels Höchststände von Naab und Vils immer wieder zu erwarten sind.

LOKAL befragte im aktuellen Interview Johann Rinner zu Bürgerpark und Hochwasserschutz.

LOKAL: Herr Rinner, sind die Gemeinderäte von FLKU, CWG und CSU generell gegen einen Bürgerpark am Schmidwöhr?

Johann Rinner: Wir halten den Begriff „Bürgerpark“ für ein paar Nummern zu groß. Es wird auch von manchen Seiten versucht zu vermitteln, als würden die Kallmünzer einen solchen fordern. Betrachtet man aber die Rückmeldungen der Fragebögen, welche im Rahmen des Gemeindeentwicklungskonzepts an alle Haushalte verteilt wurden, so wurde ein solcher nie gefordert oder gewünscht. Was für uns unbestritten ist, ist die Notwendigkeit eines Spielplatzes für den Inneren Markt in diesem Bereich . Ebenso erachten wir es auch als sinnvoll, über Spielgeräte hinaus Angebote an die anderen Altersschichten zu machen – ein Ort für alle Generationen.
Aber das Schmidwöhr erfüllt schon jetzt wichtige Aufgaben, welche bei allen dort geplanten Maßnahmen berücksichtigt werden müssen.
An oberster Stelle ist die Flutmulde, die wesentlich mit dazu beiträgt, dass die Auswirkungen von Hochwassern für die Oberlieger weniger schlimm ausfallen. Ich glaube, dass alle Schutzmaßnahmen, welche in den 90iger Jahren umgesetzt wurden, rechnerisch 30 bis 40 cm bringen.
Dann ist das Schmidwöhr auch der Festplatz für die Feste unserer Vereine. Es muss darauf geachtet werden, dass die Nutzung als Festplatz nicht eingeschränkt wird. Auch ökologisch ist das Schmidwöhr nicht zu unterschätzen. Die Uferbereiche sind teilweise „verwildert“ und bieten somit ein Rückzugsgebiet für Vögel, Insekten, Säugetiere und Amphibien. Auch die Flutmulde selbst ist eine kleine grüne Oase und dienst als Blumenwiese den Insekten. Was viele vielleicht nicht wissen, Teile des diskutierten Bereichs sind FFH-Gebiet.
Wir können uns aber schon vorstellen, dass man vom Konzept eines Spielplatzes an nur einem Platz abweicht und die Geräte etwas entzerrt aufstellt. Auch ein Zugang zum Wasser ist eine sehr attraktive Idee, welche wir gern verwirklicht sehen würden. Im Bereich, wo die Vils in die Naab fließt, wäre z.B. auch eine Feuerstelle mit Sitzmöglichkeiten ein tolle Sache, die sicherlich von den Jugendlichen und jungen Erwachsenen gerne angenommen werden würde.

LOKAL: Warum ist Ihnen der Hochwasserschutz so wichtig?
Rinner: Hochwasser gehört leider zu Kallmünz wie das Amen zur Kirche. Jetzt waren sie zwar ein paar Jahre etwas harmloser oder blieben komplett aus, aber dieses Jahr hat gezeigt, dass die Gefährdungslage nach wie vor gegeben ist. Und wenn wir in Kallmünz von Hochwasser reden, dann reden wir nicht nur von überfluteten Straßen, sondern von Kellern, Garagen, ja zum Teil sogar Erdgeschosse, die davon bedroht sind.
Es geht um die Ängste der Bürger, um ihr Hab und Gut. Dass uns die Naab die letzten Jahre mit Hochwasser verschonte, hat aber auch einen Nachteil. Das Flussbett verlandet immer mehr und der Wehrkörper verbuscht zusehends. Wenn das Wasser dann aber kommt, muss es ja irgendwo hin, und davor haben wir auch alle Angst.

LOKAL: Würde bei einem extremen Hochwasser das Schmidwöhr überflutet?
Rinner: Ja, das würde es. Bei diesem Hochwasser erreichten wir in Münchshofen nicht mal die Meldestufe 2, und das Wasser stand schon am oberen Rand der Flutmulde und auch ein paar Parkplätze waren schon überschwemmt.

LOKAL: Die Vertreter von FW, SPD und Grünen haben ja in ihren Planungen den Hochwasserschutz durchaus berücksichtigt. Ist dieses Konzept Ihrer Meinung nach nicht ausreichend?
Rinner: Wir befürchten, dass manche das Thema Hochwasser unter- oder falsch einschätzen. Wenn ich mir nur den Piratenstrand anschaue, der von einigen propagiert wird. Was glauben Sie, was von dem nach einem so kleinen Hochwasser wie dieses noch übrig ist? Wer meint, dass man an der Uferlende mit etwas Sand und Kies einen Strand schaffen kann, der mehrere Jahre halten soll, der wird von der Kraft des Wassers eines Besseren belehrt werden. Und jedes Jahr wieder neu anlegen können wir uns echt nicht leisten.
Oder nehmen Sie die Diskussion über den richtigen Standort für den Fußgängersteg: Für uns ist es wichtig, dass er an der Stelle errichtet wird, wo die Vils am schmalsten ist. Dabei wollen wir die natürlichen Gegebenheiten nutzen, was kaum Eingriffe in die Natur erfordert. Wir wollen direkt von der Alten Gessendorfer Straße rüber zum Parkplatz beim VG-Gebäude. Von der FW wurde da schon die Ideen kommuniziert, den Steg weiter vilsabwärts errichten zu wollen, damit man, wenn man über den Steg geht, gleich Burg und Kirche im Auge hat. Dass diese Bereiche aber schon wieder viel tiefer liegen und die notwendigen Zugänge und Bauten dann ein Mehr an Hindernis für das Wasser darstellen, wird gern ignoriert oder relativiert – und darin sehen wir die Gefahr. Bis auf die Aussage, dass Hochwasserschutz natürlich wichtig sei, ist mir kein weiterführendes Konzept von den angesprochenen Gruppierungen bekannt.

LOKAL: Welche Bürgermeinungen haben Sie gehört?
Rinner: Die Meinungen gehen da zum Teil schon etwas auseinander. Vor allem junge Eltern wünschen sich einen attraktiven Spielplatz. Ihnen gefällt zum Beispiel der von CSU- und CWG-Marktgemeinderäten provisorisch angelegte Sandspielplatz mit den Sitzmöglichkeiten im Halbschatten sehr gut. Dieser wird auch von den Bürgern nicht in Frage gestellt. Wovor viele Angst haben, ist, dass Veränderungen herbeigeführt werden, die dem Abfluss des Wassers hinderlich sein könnten und den einen Zentimeter mehr an Hochwasser verursachen, der darüber entscheidet, ob Küche oder Keller ausgeräumt werden müssen oder nicht. Andere kritisieren, dass überhaupt darüber nachgedacht wird, in einer teuer errichteten Flutmulde was zu verändern.
Was auch befürchtet wird, das hat aber nichts mit Hochwasser zu tun, ist, dass noch mehr Leute nach Kallmünz kommen und sich die Situation für die Anwohner in Vilsgasse, Brunngasse, Eicher Straße und Marktplatz weiter verschärft.
Nur zu sagen, einen „naturnahen Bürgerpark für Kallmünzer“, wie es die FW in ihren Antrag formulierte, schaffen zu wollen, hält noch lange nicht andere davon ab, nach Kallmünz zu kommen.

LOKAL: Wie könnte ein Bürgerpark mit ausreichendem Hochwasserschutz angelegt werden?
Rinner: Steg und Spielplatz müssen in Bereichen errichtet werden, die nicht schon bei Meldestufe 2 oder 3 geräumt werden müssen. Auch muss berücksichtigt werden, wo das Wasser fließt und wo es „steht“. Einen zusätzlichen Rückstau darf es nicht geben. Daher priorisieren wir für den Spielplatz das Areal in der Nähe des bestehenden Parkplatzes und in dem Bereich, wo wir den Sandspielplatz geschaffen haben.

LOKAL: Herr Rinner, vielen Dank für das Gespräch!

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