TEUBLITZ (lz). Andreas Ferstl, 47 Jahre, ist „ein alter Deiblitzer“ und er kennt sich mit der Situation seiner Heimatstadt bestens aus. Er ist in zahlreichen Vereinen und Organisationen tätig. Seit Beendigung seiner Schreinerlehre arbeitet er in der Bayerischen Staatsforstverwaltung. Seit 2013 SPD-Mitglied sitzt er seit sechs Jahren für seine Partei im Stadtrat.
LOKAL fragte nach …
Ferstl ist verheiratet, seine Frau hat einen Sohn mit in die Ehe gebracht, den er mit ihr gemeinsam großzog. Zu seinen Hobbys zählen die Jagd, das Fischen, ins Holz gehen und Brennholz machen, grillen, Schafkopf spielen und Whiskysammeln. Im Allgemeinen fährt er nicht gerne aus der Heimat weg, „denn wir wohnen an einem sehr schönen Fleckchen Erde!“
LOKAL: Herr Ferstl, worin sehen Sie Ihre ganz persönlichen Stärken?
Andreas Ferstl: Ich bin sehr kontaktfreudig. Mich interessiert was meine Mitmenschen bewegt, ihre Anliegen und Nöte sind mir wichtig. Ich habe ein gutes Organisationstalent, Probleme gehe ich direkt an.
LOKAL: Werden Sie als Bürgermeister ebenfalls für Umwelt- und Klimaschutz-tätig werden?
Ferstl: Wer den Klimawandel abstreitet, hat nicht die Zeichen der Zeit erkannt. Wir werden die Sache angehen, aber nicht kleinformatig – hier brauchen wir einen professionalen Plan und professionelle Hilfe. Da ist es nicht damit abgetan, wenn wir nur mal ein paar Solar- oder Photovoltaikplatten auf die öffentlichen Gebäude packen und Ähnliches. Ich werde da richtig Energie hineinstecken.
LOKAL: Bei dem jüngsten Stadtratsbeschluss zum Gewerbegebiet mit Recyclinghof hatte die SPD ja ebenfalls Bedenken angemeldet. Nehmen Sie die Kritik zahlreicher Bürger*innen weiterhin ernst?
Ferstl: Natürlich nehme ich die Bedenken der Bürger ernst! Wir, die SPD-Fraktion, haben im letzten Herbst eine Bürgerinformationsveranstaltung gefordert, diese wurde auch in Aussicht gestellt, ist aber bis heute nicht abgehalten worden. Auch wissen wir nicht, wer oder was sich in diesem Gewerbegebiet ansiedeln möchte. Jetzt haben die ersten Arbeiten bereits begonnen, auch davon wussten wir nichts. Auf Nachfragen in der letzten Stadtratssitzung im Dezember hieß es: „Wir haben ja noch keinen Beschluss, worüber sollen wir den Bürger informieren?“
LOKAL: Sie wollen das Gewerbegebiet an der A93 verwirklichen. Wie steht es mit den Bedenken der Naturschützer?
Ferstl: Ja, ich möchte die Umsetzung des Gewerbegebiets an der A93. Es ist für Teublitz eine existentielle Angelegenheit, hier für unsere Gewerbetreibenden eine Verwirklichungsstätte zu errichten. Breitgestreutes Gewerbe ist hier unser Anspruch, kein Auslieferungslager für einen Logistikkonzern oder ein Hochlager für einen Versorger im Einzelhandel.
Natürlich braucht die Stadt die Einnahmen aus der Gewerbesteuer. Es ist wichtig, um unsere Investitionen in Teublitz umzusetzen. Natürlich ist es schade, wenn Bäume für so ein Vorhaben gefällt werden, aber bei diesem Waldgebiet handelt es sich um ein etwa 42 ha großes Areal, welches von drei stark befahrenen Straßen umrahmt ist. Wir haben laut Aussage der Stadt Teublitz eine Zusage zum Erwerb von 20 ha, von denen effektiv 18 ha gewerblich nutzbar sind. Der Rest sind Abstand- und Randstreifen. Wir dürfen auch nicht Quell- und Bachläufe überplanen. Die Devise muss sein: So viel Ökonomie als nötig, so viel Ökologie als möglich!
LOKAL: Zusammenarbeit im Städtedreieck – wie wichtig ist das für Sie, auch im Hinblick auf die Infrastruktur?
Ferstl: Die Zusammenarbeit im Städtedreieck sehe ich als äußerst wichtig an. Wir haben ein Potenzial in allen drei Städten vereint, da kann sich Schwandorf dahinter verstecken. Erste Anfänge sind bereits mit dem GKU oder dem Zweckverband Abwasserbeseitigung gemacht. Es sollte aber auch ein gemeinsames Radwegenetz geplant werden.
Der Traum von der S-Bahnlinie bis Regensburg, darf nicht nur geträumt werden. Wenn man bedenkt: Tagtäglich fahren rund 8000 Arbeitnehmer in den Ballungsraum Regensburg – davon ein Großteil mit dem Auto. Das kann nicht so bleiben.
Beim Bau der Umgehungsstraße muss man auf das Ergebnis des Raumordnungsverfahren warten, und dann schauen, was machbar ist. Da bin ich gespannt, was rauskommt.
LOKAL: Sie wollen die Bürger viel stärker bei politischen Entscheidungsprozessen einbinden. Welche wären das zum Beispiel?
Ferstl: Der Bürgerhaushalt muss im richtigen Maß aufgestockt werden. Bei Großprojekten ist eine frühzeitige Bürgerinformation bzw. -beteiligung notwendig. Unsere Einwohner sollen nicht erst aus der Zeitung erfahren, was vor ihrer Haustür geschieht. Wenn ich mit den Betroffenen vorab bereits an einem Tisch sitze, bevor die maßgeblichen Beschlüsse gefasst sind, dann nehme ich den Bürgerbewegungen den Wind aus dem Segeln und kann diese negative Energie zielgerichtet in die richtige Richtung leiten. Ich möchte mit den Teublitzer*innen zusammenarbeiten und möchte eine Politik für die Menschen, damit sie merken, dass ich sie in allen Belangen ernst nehme.