Finissage // Lesung und Gespräch mit Tom Biber


Datum/Zeit
17.03.2024 - 14:45 Uhr

Veranstaltungsort
Kebbelvilla Fronberg


Tom Biber vor Honoré Daumiers “Parlament der Juli-Monarchie”. Ausstellungsansicht Kebbel Villa 2024. Foto: Clemens Mayer

SCHWANDORF (sr). Mit Honoré Daumier und Tom Biber treffen zum Auftakt des Jahres 2024 in der Kebbel Villa französischer Sarkasmus des 19. Jahrhunderts in Bronze und zeitaktuelle, satirische Auseinandersetzungen mit dem Tagesgeschehen im 21. Jahrhundert auf Papier aufeinander.

Zur Finissage am Sonntag, 17. März 2024 findet um 14:45 Uhr eine Lesung und Gespräch mit dem Künstler Tom Biber statt.

Ein eigens für die Ausstellung geschaffenes Display verwandelt den Ausstellungsraum im Erdgeschoss in einen „Plenarsaal“. Die 36 Parlamentarier der französischen Juli-Monarchie der 1830er-Jahre – von Daumier bildhauerisch interpretiert und in Form von Bronzebüsten präsentiert – stellen sich dort schweigend den Blicken der Besucher:innen.
Kommentare zur Jetztzeit liefern die sie umgebenden Aquarelle Tom Bibers: bissige, bittere, aber auch humorvolle Text-Bild-Kombinationen zeigen die Abgründe, die sich vor dem Individuum im kapitalgesteuerten Alltag des 21. Jahrhundert auftun.

Tom Biber, ein Künstler mit bayerischen Wurzeln, lenkt unseren Blick in seinen Arbeiten auf Politiker und Menschen des öffentlichen Lebens, die aus eigennützigen, mitunter unlauteren Motiven handeln. Auch die Katastrophe des Nationalsozialismus – und, damit verbunden, eine Mahnung vor dem Erstarken einer „neuen Rechten“ – ist ein zentrales Thema bei Biber. Schonungslos und pointiert, gewürzt mit einer Prise Paranoia und viel Humor analysiert er seine Mitbürgerinnen und Mitbürger. Täglich zeichnet er Momentaufnahmen einer fragilen Welt, die bereits aus den Fugen geraten und dem Untergang geweiht ist.

Tom Biber (1966 Ingolstadt, DE, lebt in Berlin, DE) ist Künstler, Kurator und Kunstsammler. Aufgewachsen in einem Ingolstädter „Glasscherbenviertel“, war er in den 1980er-Jahren in München im IT-Bereich tätig. Er hat einen der ersten elektronischen TV-Guides sowie eine der ersten Chat-Gruppen mitentwickelt. Nach seinem Ausstieg aus der IT-Branche zog er nach Berlin und organisierte zehn Jahre lang Charity-Auktionen für die SOS-Kinderdörfer. Seit er sich auch dort zurückgezogen hat, widmet er sich ausschließlich seiner künstlerischen Praxis. Neben Honoré Daumier zählen insbesondere William Blake und Günter Brus zu seinen Vorbildern.

Honoré Daumier (1808 Marseille, FR – 1879 Valmondois, FR) ist vor allem für seine sozialkritischen Karikaturen für die satirischen Zeitschriften Le Caricature und Le Charivari bekannt. Sein umfangreiches Werk umfasst auch Malerei und Bildhauerei. Nach Tätigkeiten als Laufbursche bei einem Gerichtsdiener und Gehilfe bei einem Buchhändler tritt Daumier eine Lehre als Lithograf an. Er besucht außerdem die freie „Académie Suisse“ und übt dort das Zeichnen an lebenden Modellen. Über 40 Jahre hinweg fertigt er allwöchentlich zwei bis drei Lithografien. Sein Bildererbe umfasst 4.000 Lithografien, 200 Gemälde, 800 Zeichnungen und etwa 1.000 gezeichnete Vorlagen für Holzstiche. An bildhauerischen Werken fertige Daumier lediglich ca. 120 Stück.

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